Kinder und Jugendliche

Der Bedarf an therapeutischer Unterstützung für Kinder aus Kriegsgebieten oder aus Familien mit Foltererfahrungen ist sehr groß. Oft haben Kinder Gewalt an Familienmitgliedern, die Ermordung von Angehörigen, aber auch die Bedrohung der eigenen Integrität erlebt, ohne dass sie ausreichend durch ihre Eltern beschützt werden konnten. Kinder wurden zu Zeugen der allergrößten Ohnmacht ihrer Eltern, sie haben ihre Eltern als hilflos, verletzbar und zerbrechlich erlebt. Die Familie als Schutzverband wurde durch das Erleben von Gewalt und Hilflosigkeit zerstört.

Kinder werden in den dramatischen Ereignissen rund um Verfolgung, Flucht und Neuanfang im Aufnahmeland zudem leicht übersehen. In vielen Fällen können sie nur mit einem massiven Hilfeschrei, etwa in Form von besonderer Aggressivität oder extremem Rückzug, auf ihre Not aufmerksam machen. Häufig kommt es auch vor, dass ältere Kinder in Folge des schlechten psychischen Zustands der Eltern große, für sie sehr belastende Verantwortung in der Familie übernehmen und Rollen erfüllen, denen sie eigentlich nicht gewachsen sind.

Auch die durch Einsamkeit und noch mangelhafte Deutschkenntnisse gekennzeichnete Situation im Aufnahmeland stellt oft eine massive Überforderung für die jungen Menschen dar. Trauerarbeit erscheint in diesem Kontext unbewältigbar.

In den Therapien mit Kindern und Jugendlichen geht es Hemayat vorerst darum, einen sicheren Rahmen zu schaffen, die jungen Menschen ernst zu nehmen, ihnen Raum zur Artikulation zu geben und geduldig nachzufragen oder Fragen zu beantworten. Mittlerweile arbeiten drei Kindertherapeutinnen für uns, die auf diese besonders bedürftige Zielgruppe spezialisiert sind. Zusätzlich gibt es zwei kunsttherapeutische Gruppen, in denen Kindern Raum geboten wird, um auf spielerische und kreative Weise das Erlebte (vorerst nonverbal) zum Ausdruck zu bringen und in denen die Kinder auch spüren, dass sie mit ihren Erfahrungen nicht alleine sind / alleine gelassen werden. Erwünscht wäre ein größeres und vielfältigeres Angebot, damit Kindern, die bereits so früh mit Krieg und Folter konfrontiert waren, möglichst zielgruppengerechte Formen der Bewältigung ihrer Erfahrungen angeboten werden können. Die finanziellen Mittel dafür fehlen uns allerdings noch.

In der therapeutischen Arbeit müssen Menschen immer im Kontext ihrer sozialen Beziehungen gesehen werden. Auch Kinder und Jugendliche müssen innerhalb ihrer Familien betrachtet werden - mit den Familienmitgliedern, die mit ihnen geflüchtet sind, aber auch mit denen, die in der Heimat geblieben sind und denen, die gestorben oder „verschwunden“ sind. Deshalb wird auch Eltern in der therapeutischen Arbeit bei Hemayat besondere Aufmerksamkeit geschenkt. Psychotherapie, die befähigen soll, Selbstvertrauen zu gewinnen und das eigene Leben wieder altersgemäß und autonom zu gestalten, beinhaltet auch, wieder die Elternrolle übernehmen zu können und den Kindern den nötigen Halt und Geborgenheit zu geben.

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HEMAYAT – Betreuungszentrum für
Folter- und Kriegsüberlebende

Sechsschimmelgasse 21
1090 Wien

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